Sonntag, 25. November 2012

Erinnerung

Heute vor einem Jahr begann dein kurzes Leben.
Ich kann und will das nicht vergessen, halte daran fest.
Heute vor einem Jahr hielt ich diesen Test in der Hand und war der glücklichste Mensch der Welt.


Glücklich, stolz, zutiefst zufrieden. Unsere kurze Zeit begann. Es war so wundervoll.... Weihnachten war traumhaft alleine mit dem Gedanken das nächste Fest zu viert zu feiern.


Und jetzt? Jetzt steh ich hier. In voller Trauer und Schmerz. Ein Jahr später.... Ich soll alles endlich genießen wurde mir gesagt. Wie soll ich das können? Mein Kind fehlt! Die Lücke schmerzt so sehr.... Wenn ich könnte würde ich Weihnachten dieses Jahr einfach ausfallen lassen. Doch ich schmücke das Haus und singe tapfer Weihnachtslieder, um dem Großen eine schöne Zeit zu machen.


Das alles ist schwer zu verstehen für Außenstehende. Ich wirke glücklich und als ob es mir gut geht. Doch so ist es nicht. Aber was bringt es dass zu zeigen wenn es heißt "alles wird gut". Es wird nichts gut. Die Erinnerung an solche Tage wie heute sind da. Die werden nie verschwinden, weil das alles ist was ich noch habe, was mir bleibt.

Die Zeit, die wir hatten war kurz, voller Hoffnung und Liebe. Sie endete so schnell und grausam. Morgen wärest Du 4 Monate alt. Ich vermisse Dich unendlich und diesen Schmerz kann mit keiner nehmen oder besser machen.


Lasst mich einfach sein wie ich bin. Die alte bekloppte, die herzensgute und die verletzte tieftraurige, die fast alles vergisst und chaotisch ist, die Mutter des toten Kindes, denn das bin ICH.


Ich habe mir das alles nicht so ausgesucht. Es passiert so viel um mich herum, ich komm einfach nicht mehr mit. Also lasst mich bitte einfach weinen, wenn mir danach ist und kommentiert es nicht.

Donnerstag, 15. November 2012

Große Emotionen

Am Sonntag werde ich 30. Die magische Zahl.


Ich habe lange Zeit hin und her überlegt, ob ich diesen Geburtstag feiern soll oder nicht und wenn wie? Groß? Klein? Wo? Was?
Ich habe mich entschlossen eine riesige Feier zu machen mit allen Leuten, die mir in meiner schwersten Zeit beigestanden haben um mich zu bedanken, um zu zeigen, dass ich nicht aufgebe, sondern weiter mache auch wenn es immer noch so oft so verdammt schwer ist. 


Ich hatte Pläne und Ziele, die ich bis zu meinem 30. erreicht haben wollte. Fast alles habe ich geschafft. Ich blicke auf sehr schwere Jahre zurück. Auf viel Traurigkeit und Schmerz, auf viel Glück, auf viel Liebe und auf diesen schweren Schicksalsschlag, der alles andere irgendwie nicht mehr so wichtig erscheinen lässt. 


Ich habe immer gesagt ich mache eine große Party an meinem 30.Geburtstag. 
Anfang des Jahres dachte ich noch, dass ich dies mit zwei Söhnen tun würde.


Ich war stolz zweifache Mutter zu werden und zu sein. Das hätte mein Glück perfekt gemacht.
Dieser Traum ist zerplatzt wie eine Seifenblase.


Ich bin zweifache Mutter mit einem Kind um mich herum. Das andere in Gedanken dabei, aber nicht wirklich greifbar. Grauenvoll schmerzhaft und schrecklich. 


Ich weiß, dass diese Feier eine Achterbahn der Emotionen wird. Viele Leute habe ich seit diesem ganzen Mist nicht mehr gesehen. Es kommen Menschen, die mir sehr am Herzen liegen und ich weiß, dass wenn ich die Tür öffne, werde ich mich noch im Griff haben.
Was dann passiert? Ich weiß es nicht. Tränenfluss, Schluchzen, wieder aufrichten, nachschminken und Prosecco auf Ex trinken. Höchstwahrscheinlich.


Warum ich mir das antue? Weil ich es muss und will. Es ist mein Weg damit umzugehen. Mein Weg die Trauer zu bewältigen. Mein Weg um dem Schicksal zu sagen: Du kannst mich mal! Ich bin 30 und lebe!!! Du hast mir mein Kind genommen, aber nicht mich! Ich gebe nicht auf! Ich bin eine Mutter und Mütter kämpfen! Jetzt erst recht. 


30... Die magische Zahl eben...

Donnerstag, 1. November 2012

Schwere Entscheidungen

Gestern waren wir unterwegs einen Grabstein aussuchen.
Hört sich einfach an, ist aber total schwer.


Man steht dort rum und guckt und läuft umher, schaut sich gefühlte 1 Millionen Steine an und doch ist nichts dabei was einem irgendwie auf den ersten Blick gefällt. Man schaut auf die Steine und denkt: " Hm... Du sollt also auf das Grab meines Sohnes. Passt Du dahin? Will ich Dich dort jedes mal sehen? Würdest Du IHM gefallen?" 


Tatsache ist, dass was bleibt für uns ist die Erinnerung und die Stelle an der wir ihn besuchen können und diese soll so schön wie nur möglich sein.


Nach langem hin und her haben wir einen passenden Stein gefunden von dem wir denken, dass er dort hinpasst und auch etwas kindlich aussieht. Aber dann ist man ja leider noch lange nicht fertig.
Es muss ja noch was drauf auf den Stein. Ich habe zum Glück die Möglichkeit selber etwas zu malen, was dann darauf gemacht wird. Dafür bin ich so dankbar. Es ist ein Stück von mir, dass ich dort mit verewigen kann. Ein Wegbegleiter, wenn man so will.


Und als wir dann durch waren beim Steinmetz da kam es wieder, das schwarze tiefe Loch. Das Warum. Das abartige Gefühl, dass alles, was wir haben ein paar Fotos und ein Grab sind. Und die Erinnerung an 9 Monate Schwangerschaft.


Tiefe Trauer und große Wut machen sich breit, gefolgt von einem Zorn auf die glücklichen Menschen um einen herum. Man will nichts hören und sehen. Keinen sprechen müssen, sich verkriechen und einfach schreien wollen "Lasst mich einfach alle in Ruhe! Ich will keine Hilfe und keinen Trost und ich will keine glücklichen Menschen sehen und erst recht keine, die sich über Probleme beschweren, die KEINE sind!!!" Doch das geht nicht. Ich muss raus in diese andere Welt, zu der ich manchmal nicht mehr gehöre und ein Schauspiel spielen.
Mein Kind aus dem Kiga abholen als wäre nichts gewesen. Als hätte ich einen ganz normalen Tag gehabt.


Wenn ich gefragt werde, ob alles gut ist, sag ich einfach ja. Ich will nichts erklären müssen und diese klaffende Wunde noch tiefer einreissen lassen. 


Und jetzt sitze ich hier, alles tut mir irgendwie weh, mein Schädel brummt, ich fühle mich krank und bin mit allem überfordert. Eigentlich möchte ich nichts machen. Nur stumpf daliegen. Aber es geht nicht. Ich muss. Aber vielleicht  ist dieses "müssen" gut, damit ich weitergehe und nicht stehen bleibe. Ich weiß es nicht mehr.....


Ich kämpfe den Kampf zwischen aufgeben und weitermachen. Und immer wenn ich denke er ist vorbei fängt er wieder von vorne an. 


Warum ich das schreibe? Weil es Menschen gibt, die genau das gleiche fühlen und es nicht in Worte fassen können, die aber jetzt hier vor sitzen, lesen, weinen und sagen "Ja, so ist es." Und dann wissen sie, dass sie nicht alleine sind und es geht ihnen besser. Damit schaffe ich es auch andere zum kämpfen zu bringen. Mehr will ich gar nicht.