Mittwoch, 29. August 2012

Atemlos

Vor ein paar Tagen ist mir das passiert, wo vor ich noch am meisten Angst hatte.


Ich bin in eine bekannte Mutter reingelaufen, die fast den gleichen Entbindungstermin hatte und ein gesundes Kind auf die Welt gebracht hat.


Das es irgendwann passieren würde wusste ich.
Aber dass es mir morgens auf dem Weg zum Bäcker passiert, war unerwartet.


Es hat mir den Boden unter den Füßen weggerissen. Ich habe sie mit Kinderwagen gesehen, der Schmerz setzte ein, wie ein Messer in meinem Herzen, ich hab sie nicht angeschaut, sondern bin einfach nur weiter gegangen.


Als ich um die Ecke war blieb ich stehen, atmete tief durch, zählte bis 10 und dachte mir, okay, erledige Deine Sachen, fahr nach Hause und dann kannst Du alles rauslassen.
Doch egal wo ich hinschaute und hinging, es waren überall Kinderwagen mit kleinen Babys. Ich wusste nicht mehr was ich wollte. Ich wusste nicht mehr wohin. Ich stand dort, habe mein Handy rausgeholt und meinen Mann angerufen, habe ihm verwirrt und doch einigermaßen ruhig gesagt, was passiert ist.


Ich habe es bis nach Hause geschafft. Dort saß ich dann im Auto, mit dem Kopf auf dem Lenkrad. Wie lange, weiß ich nicht.
Ich habe geweint bis keine Tränen mehr da waren, geschrien bis ich heiser war.


Und dann hab ich vergessen zu atmen. Ich wusste nicht, dass das möglich ist. Es ging einfach nicht mehr. Mein Körper war taub. Einfach nur taub.
Bisher habe ich so was nie geglaubt, dachte das sei eine Erfindung aus Hollywood-Filmen oder Büchern. Aber so etwas gibt es.
Irgendwann brauchte mein Körper Sauerstoff und ich hatte das Gefühl des Ertrinkens an der Luft. Ich musste atmen. Mein Gehirn hat das wohl einfach so beschlossen. Das Taubheitsgefühl blieb für eine Weile. 


Im Laufe des Tages habe ich einigermaßen funktioniert, weil ich musste. Abends kam der Schmerz wieder.
Ich hab nichts mehr gespürt und doch tat mir alles weh. Das atmen war schwer. Sehr schwer.
In mir herrschte nur eine große Leere. Nichts half. Ich bin dann irgendwann einfach eingeschlafen und am nächsten morgen aufgewacht als hätte ich eine ganze Nacht gesoffen. 


Aber jetzt habe ich auch diese Hürde gemeistert. Wenn ich ihr jetzt begegne, ist es nicht mehr so schlimm.
Der Schmerz ist da, aber er lähmt mich nicht. 


Der Weg, den ich gehen muss ist für Außenstehende sehr schwer nachvollziehbar.
Verstehen können ihn nur Eltern und Mütter, die ihn selber gehen musste.


Deswegen schreibe ich darüber, um Außenstehenden zu erläutern, jedenfalls ein bißchen, wie wir Sternenkind-Eltern uns fühlen.
Viele sind sehr dankbar für die Offenheit, können vieles besser verstehen, sehen uns mit anderen Augen.


Und manche verschließen die Augen davor und wollen das nicht hören, weil es nicht in ihr Weltbild passt. Aber auch das ist verständlich.
Es bringt in vielen Frauen eine Angst ans Tageslicht: Die Angst, dass auch ihnen das passieren könnte und wie es ohne ihr Kind wäre.
Ich nehme ihnen das nicht übel, sie meinen es nicht böse.... 

Donnerstag, 23. August 2012

4 Wochen...

Heute ist es 4 Wochen her.
Unser kleiner Engel wäre heute also einen Monat alt.
Die Zeit rast, ich renne hinter her, immer noch etwas gelähmt und weltfremd. Immerhin kann ich nachts mittlerweile relativ gut schlafen und auch sein Zimmer betreten ohne sofort in Tränen auszubrechen.


Ich habe heute sogar den Mut gehabt seine Ultraschallbilder zu sortieren und dabei anzusehen. Es war schwer und tat unendlich weh, aber auch gut. 


Wir haben auch richtige Bilder von ihm machen lassen. Das wurde uns im Krankenhaus sofort angeboten von einer ganz lieben Hebamme. Sie hat sehr schöne Fotos gemacht, sofern das möglich war. 


Ich war erst skeptisch, ob ich Bilder haben will. Ich wusste es nicht. Mein Kopf schrie als erstes NEIN! Eine Bekannte, die leider durch das gleiche Schicksal musste und immer noch muss, hat mir geraten welche machen zu lassen. Ich bin ihr dafür unendlich dankbar.


Ich habe die Fotos bis jetzt immer noch verschlossen in einem Umschlag. Ich wage es noch nicht reinzuschauen, aber ich weiß, dass der Tag kommen wird an dem ich das brauche. Für mich. Auch wenn es unglaublich weh tun wird. Die Erinnerung an sein Gesicht verblasst mit der Zeit, auch wenn ich sie so gern festhalten würde. Er sah so friedlich aus....Als würde er lächeln. Feine Gesichtszüge, zu fein für diese Welt, wie ein Engel ohne Flügel.


Es sah aus als würde er gleich die Augen aufmachen und uns fragend anschauen, warum wir weinen. Er gehörte nicht in diese Welt. Nach und nach sackt die Tatsache, dass es einfach so sein sollte und ich nehme es so hin.

Es gibt eine Initiative in den USA, die es ermöglicht professionelle Fotos von stillgeborenen Kindern zu machen. Auch in Deutschland ist dies bereits möglich - nur leider viel zu selten, da es noch zu unbekannt ist. Es gibt eine Organisation, die versucht Fotografen zu finden, die sich bereit erklären Fotos von unseren Sternenkindern zu machen. 
Wer mehr Infos darüber haben möchte kann gerne hier schauen: 

http://www.facebook.com/pages/Förderung-von-Nilmdts-in-Deutschland/201464126576274

https://www.nowilaymedowntosleep.org

Falls einer von Euch Fotografen kennt, sprecht sie bitte darauf an. 


Ich hätte mir gewünscht vorher etwas davon zu wissen. Ich habe zwar Bilder, aber sie sind nicht so schön, wie sie hätten sein können, wenn man so einen Fotografen gehabt hätte.


Ich wünsche es jeder Mutter und allen Eltern, die diesen schweren Weg gehen müssen, dass sie wenigstens ein schönes Foto haben, auch wenn das im ersten Moment total absurd klingt. 

Mittwoch, 22. August 2012

Alles doof!

Gestern war ich nach laaaaaanger Zeit mit dem Großen mal wieder auf dem Spielplatz.
Das Wetter war nicht wirklich Planschi-Wetter, es war so wechselhaft, da dachte ich, ach komm läufst mit ihm schnell rüber, dann kann er sich da austoben und freut sich.

Also haben wir schnell den Rucksack gepackt (mit Knabberkram und Wasser natürlich) und sind schnell los. 


Tja.. Und dann ist mir wieder eingefallen, dass ich ja die dämliche Narbe habe vom Kaiserschnitt und dass ich ihn mit seinen 13,5 Kilo ja gar nicht heben kann!!


Das führte leider zu einigen Schwierigkeiten. Zum Glück kenn ich ganz liebe Mamis aus dem Kiga, die das hochheben und festhalten beim Klettern und auch das Rutschen in der großen Röhrenrutsche für mich übernommen haben.
Sonst hätten wir ein trauriges Kind und eine traurige Mama gehabt.
Ich bin den beiden so dankbar, dass sie das alles mit machen.. Da muss ich mir noch mal was schönes überlegen...Selbst das viele Laufen und Machen und Tun, was ich kann, war wohl zu viel.
Es ist halt morgen erst 4 Wochen her und ich hab mich wohl etwas überschätzt. Ich lag gestern Abend dann mit Schmerzen auf dem Sofa.


Und dann kam wieder die Wut hoch! Ich bin eingeschränkt durch diese dämliche Narbe! Alles ist durcheinander, weil die Hormone spinnen, weil kein Kind da ist!! Als wenn es nicht reichen würde, dass ich kein Kind habe, nein, dass gesundheitliche muss ja auch noch rumspinnen!
Warum eigentlich?! Das ist alles doof! Und das ist noch sehr milde ausgedrückt! Am Liebsten würde ich ganz andere Wörter dafür benutzen, was ich im Stillen auch gerade tue! 


Ich bin so tapfer manchmal und versuche so stark zu sein und sowas lässt mich wieder einknicken! Ich verstecke mich auch immer noch vor manchen Leuten, weil es zu schwer ist ihnen zu sagen was passiert ist, weil dann dieser Wasserfall der Tränen wieder losgeht und sich dieses schwarze Loch wieder auftut. 


Ich will da nicht mehr durch! Manchmal leg ich mich schlafen und denke, das ist alles nur ein Traum und wenn Du wach wirst, dann ist da ein Baby, dass Dich braucht und Dir geht es gut, Du bist glücklich, Du ziehst bald um in Dein Traumhaus, mit Deiner Familie, mit 2 Kindern! Tja, und dann wach ich auf und alles ist wie vorher. Und dann denk ich nur: Scheisse!


Das Schlimmste ist, dass ich immer noch aussehe als wäre ich schwanger. Allerdings als wäre ich am Anfang der Schwangerschaft. Und dann geh ich in die Apotheke um was für meinen Mann zu holen und es heisst: " Aber das dürfen Sie in der Schwangerschaft nicht nehmen!" Autsch! Danke...
Ich weiß, dass die Leute nichts dafür können und doch tut es weh... Ich hoffe nur, dass die Ärzte mir bald das GO geben, dass ich Sport machen darf. Ich will diesen Bauch weg haben. Er ist leer und nervt! Er erinnert mich an diesen ganzen dämlichen Mist! Er MUSS weg!!!!!!!!! Ich will wieder fit sein und "normal", damit ich meinen Großen wieder selber heben kann und selber mit ihm Rutschen kann. Das brauchen wir beiden so dringend...

Montag, 20. August 2012

Und wieder Montag...

Und schwupps ist es schon wieder Montag. Die Zeit rennt irgendwie an mir vorbei.


Wir hatten ein schönes ruhiges und nettes Wochenende mit viel Spaß im Planschbecken.
Den Sonntag haben wir mit der Familie verbracht, es war wirklich schön! Unser Großer hatte so viel Spaß  mit seinem Cousin  und seiner Cousine! Es war herrlich anzusehen, was sie alles ausgeheckt haben.


Und doch war da die Lücke. Es waren drei Enkelkinder da. Einer fehlte. Und auch wenn der Sonntag noch so schön war kam der Schmerz hoch. Ich bin kurz eingesackt, habe mich verzogen und alles rausgelassen. Ich wurde liebevoll aufgefangen, in den Arm genommen... Das tat so unendlich gut. 


Er fehlt mir so... Es kommt zwischendurch so viel hoch, noch vom Großen... Manchmal hab ich ein schlechtes Gewissen, weil ich auch vor lauter Trauer so glücklich bin. Ich weiß, dass das eigentlich Quatsch ist, aber ich fühle einfach so. Ich weiß, dass mein Sohn von oben aus runter schaut und sich wünscht, dass ich glücklich bin. Wer will schon eine traurige Mama?


Jetzt, nach fast 4 Wochen, merke ich bereits, dass ich ein anderer Mensch geworden bin. Mir ist so vieles egal. So viel ist so unwichtig geworden. Ich wollte es immer allen recht machen, wollte zu allen freundlich sein, hatte immer eine offene Tür.
Und jetzt? Jetzt denke ich so oft: NEIN! Das Leben ist so kurz und es kommt so oft nichts zurück von dem was man gibt, warum dann so weitermachen? Ich bin wer ich bin! Ich kann nicht allen helfen! Ich muss mir momentan erstmal selber helfen! Und warum zu allen nett sein und es recht machen, wenn die anderen es auch nicht tun? Warum immer in den Spiegel gucken und begutachten, was man anhat, ob man so raus gehen kann und ob man vielleicht zu dick ist. Das ist alles so egal so lange man gesund ist und sich wohlfühlt. 


Ich bin ein anderer Mensch geworden. Nachdenklicher, zurückgezogener und doch offen bei Menschen, denen ich vertraue. Offener als vorher.
Ich gehe mehr raus, suche mehr Kontakt zu Menschen, die es wert sind. Weil ich jetzt weiß, dass das wichtig ist. Und doch bin ich gern alleine. Und weine stumm vor mich hin. Nur für mich, weil ich es in dem Moment brauche. Weil keiner meine Trauer und meinen Schmerz nachempfinden kann.... 


Viele halten mich für bewundernswert, stark und groß. Sie wüssten nicht wie sie damit umgehen sollten und bewundern meine Art, meinen Weg, den ich gehe. Sie wissen nicht was man alles leisten kann, wenn man muss. Wie stark man plötzlich sein kann, weil man keine Wahl hat.


Ich kann das alles nicht ändern. Ich MUSS weitergehen. Ich MUSS stark sein. Ich lache manchmal, obwohl ich voller Tränen bin, bis es nicht mehr geht.
Ich lauf manchmal mit einem Lächeln durch die Gegend, grüße Menschen, die mir entgegenkommen, bin aber gar nicht wirklich da.


Das ist die Wahrheit.
Ich bin so, weil es muss.
Ob das bewundernswert ist? Das weiß ich nicht..... 

Freitag, 17. August 2012

Liebe Mama...

Liebe Mama...

wenn du dir Gedanken über den Sinn des Lebens machst,
sollst Du wissen, das ich bei dir bin:
Schließe Deine Augen und spüre meinen Kuss
wie einen sanften Luftzug auf Deiner Wange.

Wenn du zu zweifeln beginnst, ob du mich je wieder sehen wirst,
werde innerlich still und hör mir zu:
Meine Stimme steckt im Flüstern des Himmels
und wispert dir zu: Meine liebe Mama...

Wenn du nicht mehr weißt, was du tun sollst,
und dich fragst, wozu du noch auf der Welt bist,
öffne dein Herz und sieh mich an:
Ich blinzel dir zu im Funkeln der Sterne
und leuchte dir lächelnd auf deinem Weg.

Wenn du am Morgen erwachst
und dich deiner Träume nicht mehr erinnerst,
dich aber ruhig und friedlich fühlst,
dann war ich bei dir und füllte
deine Nacht mit Erinnerungen an mich.

Wenn du dich vor Kummer krümmst
und dir ein Leben in Frieden nicht mehr vorstellen kannst,
dann denk an mich:
Ich bin bei dir!
Sanft blicke ich aus den Tränen eines gemeinsamen Freundes
und lindere deinen Schmerz.

Wenn die Sonne am Morgen erneut
den verlassenen Himmel erglühen lässt in ihrem atemberaubenden Schein,
dann lass deinen Geist erwachen.
Denk an die Zeit, die uns geschenkt wurde, zu kurz,
aber wunderschön.

(Verfasser unbekannt)

Sonnenschein

Heute war ein guter Tag!


Die Sonne scheint wieder, der Sommer ist zurück.
Bin heute morgen ganz früh wach gewesen und hab den Großen in den KiGa gebracht.
Beim Frühstück habe ich beschlossen Sonnenblumen zu kaufen und zum Grab zu gehen, ganz alleine. Beim Blumen kaufen habe ich noch eine wunderschöne Windmühle entdeckt, die musste ich dann auch gleich kaufen :)


Der Weg bis zum Grab war schwer, doch ich habe ihn ohne Tränen gemeistert. Ich habe ihm die Blumen schön in die Mitte gestellt und die Windmühle davor.
Ich stand eine ganze Weile dort und habe mit ihm geredet, was mir sehr gut tat. Was andere darüber denken ist mir egal.
Ich stehe da halt und spreche mit meinem Sohn und weiß, dass er mich dort, wo er ist, hört.


Während ich da so stand hab ich mitbekommen wie viele Vögel dort zwitschern, wie friedlich es dort ist und dass sogar Libellen vorbeifliegen, von den vielen Schmetterlingen ganz zu schweigen.
Die Sonne scheint in voller Pracht auf das kleine Grab, das nun nicht mehr ganz so kahl aussieht.


Der Weg zurück ist immer noch viel schwerer. Ich konnte mich wieder schlecht von ihm lösen, habe das Gefühl, dass ich ihn alleine lasse, auch wenn das totaler Quatsch ist.
Das ist dann der Moment in dem die Tränen wieder fließen und das Gefühl der Leere kommt. Doch auch das ist Teil des Trauerns. Da muss ich wohl durch.
Ob es je besser wird? Weiß ich nicht. Ich werde es sehen.....


Tatsache ist, dass ich das alles nicht ändern kann, auch wenn ich es mir so sehr wünsche. Ich muss nach vorne schauen. Er gehört zu mir, wird immer bei mir sein, ist Teil unserer Familie, auch wenn er nicht mehr bei uns ist. 


Es ist gut zu wissen, wo er ist und dass ich ihn jederzeit besuchen kann. Das beruhigt mich doch sehr, auch wenn es den Schmerz nicht lindern wird.

Donnerstag, 16. August 2012

3 Wochen später

Heute ist es 3 Wochen her, dass ich meinen Sohn gehen lassen musste.
3 Wochen, die mir vorkommen wie Jahre. Es ist so viel passiert.
Und passenderweise regnet es heute. Als wenn der Himmel mit mir weinen würde und meinen Schmerz fühlt.


Heute war es sehr schwer aufzustehen. Der Regen und das dunkle Wetter haben es noch schlimmer gemacht.
Gegen Mittag bin ich aufgestanden und hab mich fertig gemacht. Wofür, weiss ich nicht genau.
Ab 15 Uhr muss ich das alles wegschieben und für meinen Großen da sein. Wie ich das machen soll, weiß ich noch nicht. Irgendwie wird es schon gehen. 


Es gibt eben gute und schlechte Tage. Gestern war ein guter. Alles war ok... 
Und heute denk ich, ich sollte eigentlich stolz einen Kinderwagen schieben und mit einem Baby kuscheln. Aber es ist nicht da.
Ich sollte stolz und freudestrahlend mit ihm reden und sagen "Heute bist Du schon 3 Wochen alt." Aber da ist nichts. 


Mein Bauch ist leer, die Narbe heilt, aber kein Baby bei mir. Diese Lücke ist groß und leer. Sie füllt mich manchmal völlig aus und ich bin leer. Einfach nur leer.


Ich bin da und rede, leben den Alltag, aber wirklich anwesend bin ich nicht. Das Leben läuft an mir vorbei wie ein Film und ich sehe mich selbst, was ich tue. 


Ich bin wütend auf Mütter, die Kinder haben und schlecht mit ihnen umgehen, wenn ich es mitbekomme.
Ich sehe schwangere Frauen und denke, wow, sie sind so glücklich, hoffentlich geht alles gut bei ihnen.
Ich sehe Babys, überall, und erfreue mich an ihrem Lachen und gleichzeitig tut sich das dunkle Loch wieder auf und ich denke, warum ist mir mein Kind genommen worden? Warum sollte er nicht leben?


Das ist alles krank und pervers. Und ich werde es nie verstehen.

Samstag, 11. August 2012

Geschafft..

Ich habe es geschafft.
Ich bin den schwersten Weg meines Lebens gegangen.
Den schwersten Weg, den eine Mutter nur gehen kann, den man niemanden wünscht.


Und obwohl ich dachte, ich würde es nicht schaffen, habe ich es geschafft. Woher die Kraft kam, weiss ich nicht. Ich bin den Weg gegangen, habe die Tränen fliessen lassen, die Trauer und die Wut herausgelassen.
Letztendlich tat es gut. Es war befreiend und beruhigend.


Mein Sohn hat nun einen festen Ort zu dem ich gehen kann. Er ist dort mit seinen zwei Spieluhren Emmi und Hanno, hat einen wunderhübschen Strampler an und hat seine Uroma gleich nebenan. Alleine ist er also nicht. Was mich auch beruhigt....


Ich habe in den letzten Tagen viel an Gott gezweifelt, habe ihn verflucht weil er mir einfach so meinen Sohn nimmt, habe mich gefragt, ob es überhaupt einen Gott gibt, wenn sowas passiert.
Und doch war es gestern schön die Worte vom Pastor zu hören, dass mein kleiner Engel in den Händen Gottes liegt. Auch das beruhigt mich. 


Es fiel mir sehr schwer ihn gehen zu lassen. Ihn dort, an seinem Platz, allein zu lassen. Doch irgendwann ging es. Die Tränen flossen in Strömen, der Schmerz war unglaublich groß und heftig, aber es ging.


Ein paar Stunden später ging es besser. Nicht gut, aber besser.... Dieses Abschiednehmen mit allem was dazugehört ist ein wichtiger Schritt zu akzeptieren, dass er nicht mehr bei uns ist, jedenfalls nicht körperlich. 


Ich weiß, dass es noch lange dauern wird bis ich es wirklich akzeptiert habe. Das wird ein sehr langer und schmerzhafter Weg. Aber ich habe so viele liebe Menschen, die mich auffangen und bin dafür unendlich dankbar. Ich weiß nicht, wie ich diese Dankbarkeit je in Worte fassen soll. 


Und ich habe mir psychologische Hilfe geholt, weil es ohne nicht möglich ist diesen Weg der Trauer zu gehen.


Warum ich das so offen schreibe? Weil auch das ein Tabuthema ist! Man wird teilweise schief angeschaut, weil man sagt man geht zu einem Psychologen. Dabei ist das sowas von egal. Man sollte jede Hilfe in Anspruch nehmen, auch diese.
Welche Mutter kommt schon alleine damit zurecht, dass ihr Kind gestorben ist? KEINE! Reden hilft... Ja.. Aber manchmal braucht man professionelle Hilfe. Ich nehme diese in Anspruch und stehe dazu. Was andere darüber denken, ist mir da relativ egal...

Mittwoch, 8. August 2012

:(

Heute war ein schlechter Tag!


Ich bin wütend! Suche die Schuld, die eigentlich niemand hat, frage mich, ob ich was falsch gemacht hab, obwohl ich weiß, dass auch das Blödsinn ist.


Heute ist es 13 Tage her. Ich könnte schreien!!! Ich will mein Baby! Selbst wenn ich es tue, es ändert nichts.
Ich kann ihn nicht zurückholen auch wenn ich alles dafür geben würde. Es wäre alles perfekt gewesen und nun ist alles trostlos und sinnlos.


Am Freitag ist die Beerdigung... Ich fühl mich wie im Film... Ein ganz schlechter... Ich seh mich laufen und sprechen, essen und trinken, aber wirklich da bin ich nicht.


Es ist alles scheisse. Das trifft es auf den Punkt.


Gute Nacht Euch allen!
Hoffetlich ist es morgen besser...

Alltag

Ich bin immer noch sehr erstaunt wie viel positive Resonanz ich bekomme. Anscheinend spreche ich wirklich einigen aus der Seele und kann ihnen damit helfen und eröffne gleichzeitig anderen eine neue fremde Welt, die ihnen hilft mit Trauernden umzugehen.
Das ist genau das, was ich erreichen wollte. 


Ich mache das hier nicht um Mitleid zu bekommen oder "berühmt" zu werden. Ich mache es für mich und andere Sternenkind-Eltern oder Freunde und Verwandte, die mitleiden und nicht wissen was sie tun sollen. Es ist für alle schwer.


Tatsache ist, dass man selber erst mal damit umgehen muss, was sehr schwer ist. Das gilt für Mutter und Vater. Wir Mütter haben das Kind 9 Monate lang ins uns getragen, manche weniger, aber es war da.
Wir haben es gespürt und den Herzschlag gesehen und auch gehört.
Wir haben die ersten Bewegungen auf dem Ultraschall gesehen.
Und nun ist der Bauch weg und es ist nichts mehr da. Das ist abstrakt und schwer zu begreifen.


Doch für die Väter ist es genauso schlimm, das dürfen wir nicht vergessen. Auch sie haben sich gefreut und geplant, haben sich auf ein Leben mit Baby eingestellt und nun ist da auch für sie eine große Leere.
Ein tiefes Loch mit dem sie auch zurecht kommen müssen.


Liebe Väter, ihr müsst nicht stark sein. Auch ihr dürft trauern! Lasst es raus, es tut auch Euch gut! Weint einfach zusammen.... Es hilft, glaubt es mir....


Gleiches gilt für die Omas & Opas, Tanten & Onkel.
Auch ihr dürft weinen und trauern. Auch ihr habt ein Kind verloren und müsst zeitgleich zu sehen wie die eigenen Kinder und/oder Geschwister leiden. Das kostet Kraft.... 


Auch wenn es sich doof anhört und teilweise unvorstellbar ist: Der Alltag ist wichtig. Man findet schwer in ihn zurück, aber er gibt einem Halt. Es ist ein geregelter Tagesablauf. Eine Aufgabe. Aufstehen, duschen, anziehen, fertig machen, raus gehen, was tun.
Es lenkt ab.... Der Schmerz verschwindet dadurch nicht, aber er wird besser... Man fällt nicht allzu tief in das dunkle Loch.


Lasst Euch von den Menschen um Euch herum helfen. Das ist schwer, aber es geht... Ich muss mich auch erst überwinden, aber ich werde es tun! Es wird von Tag zu Tag besser. 


Ganz wichtig ist nur eins: Ihr wählt den Weg! Genau wie ich! Wenn ihr was nicht wollt: Sagt es! Wenn Euch was zu viel wird: Sagt es! Keiner meint es böse, viele wollen einfach nur helfen und das auch nur auf ihre Art. Ihr müsst Euch auch für nichts entschuldigen. Wir müssen durch das Schlimmste durch, was man sich nicht mal vorstellen kann! Was man niemandem wünscht.... Und doch müssen wir weitergehen, den Kopf oben halten und UNSEREN WEG gehen. 
Das alles bedeutet nicht, dass mein seinen kleinen Engel dabei vergisst. Er ist immer da. In Gedanken und im Herzen...


Sucht Euch eine Aufgabe, ein Hobby, irgendwas! Ich zum Beispiel nähe neuerdings.. Wie eine Irre... Aber es hilft! Ich bin beschäftigt bis ich wieder so weit körperlich fit bin und vom Kopf her klar, dass ich wieder arbeiten gehen kann. 


Ich habe den Schritt in den normalen Alltag wieder gewagt. Ohne schlechtes Gewissen und ich hab sogar ein paar mal gelacht. Aber so richtig.
Ich denke, dass ist auch das was unsere Kinder gewollten hätten: Eine glückliche Mama. 
Jeder Tag ist anders... Es gibt Gute und Schlechte... Aber es geht weiter und aufwärts....

Dienstag, 7. August 2012

Wie geht man damit um?

Eine ganz wichtige Frage ist: Wie gehe ich mit den anderen Menschen in meinem Umfeld um?


Es ist nicht einfach wieder hinaus zu gehen in die Welt ,so ganz ohne Babybauch und den Menschen entgegen zu treten.
Sie erwarten ein Baby zu sehen und strahlen einen an, wollen freudig gratulieren. 


Ich habe bereits im Krankenhaus allen Mut zusammen genommen und den meisten per SMS oder Email bescheid gesagt was passiert ist.
Etwas unpersönlich, ich weiß, aber für beide Seiten gut. Es waren alle vorbereitet und ich musste nicht immer die gleichen Fragen beantworten. So konnte keiner ins "Fettnäpfchen" treten.
Und doch ist es schwer in die normale Welt zu treten... Man kann sich nicht darauf vorbereiten, auch wenn man ungefähr weiß was auf einen zukommt. Es trifft einen immer wieder. Es reichen teilweise Blicke...


Ich hätte auch nie gewusst was man einer Mutter sagt, die ihr Kind verloren hat. Es gibt keine Worte dafür. Manchmal reicht es einfach "scheisse" zu sagen. Das trifft es voll und ganz! Wer nicht weiß was er sagen soll, sagt auch besser nichts. Eine Umarmung sagt manchmal mehr als jedes Wort.


Es ist auch erstaunlich, wer plötzlich alles für einen da ist. Leute von denen man es nie gedacht hatte! Ich bin noch nicht so weit die Hilfe anzunehmen und bin doch sehr dankbar dafür.... Ich versuche noch allein in den
Alltag zu finden, auch wenn es schwer fällt...


Viele sagen mir ich wäre bewundernswert und stark. Das sieht wohl nach außen so aus... Innerlich führe ich einen Kampf zwischen aufgeben und weitermachen. Letzteres gewinnt meistens wegen meinem älteren Sohn.
Man weiß nie wie stark man sein kann bis man es muss. Ich habe keine Wahl. Ich kann ihn nicht im Stich lassen! Ich werde gebraucht, auch von meinem
Mann, meiner Familie, meinen Freunden. Das darf ich nicht vergessen!! 


Ich habe einen schweren Weg vor mir, das weiß ich. Aber ich weiß auch, dass es besser wird. Der Schmerz wird nie ganz aufhören, aber abklingen. Ich muss nach vorne schauen und weitergehen. Für mich, meinen Mann, meinen Sohn und die Kinder, die noch kommen werden.

Montag, 6. August 2012

Mein Stern...

Ich wollte Dir die Welt zeigen, den Himmel und die Sterne.
Jetzt bist Du mein Stern.
Der hellste und schönste ,den es gibt.
Du sitzt auf einer Wolke und schaust auf mich herunter.
Ich liebe Dich für immer, auch dort wo Du jetzt bist.
Du bist mein Sohn, mein Engel, mein Herz.


Eva Scholz, 6. August 2012

Wow...

Ich bin erstaunt und begeistert wie dieser Blog angenommen wird und dankbar für die vielen lieben Worte.
Ja, es kostet Mut und Überwindung alles schriftlich festzuhalten... Und doch ist es erleichternd... 

Heute war ein ganz guter Tag. Er fing traurig an und geht einigermaßen gut zu Ende. Wie die Nacht wird, weiß ich noch nicht... Die Nächte sind am schlimmsten.... Es ist still und dunkel, die Gedanken kreisen.... Aber auch das wird besser und zur Not gibt es Alkohol. Schläft man auch von und ist besser als Valium! ;)

Ich wünsche Euch allen eine gute Nacht. Gebt Euren Kindern einen Kuss....

Jetzt bin auch ich eine Sternenkind-Mama....

Ich hatte immer Angst davor.
Ich habe es oft gehört, wollte nie daran denken.
Wollte nie, dass mir das passiert, aber wer will das schon? 


Jetzt bin ich eine Sternenkind-Mama.
Seit dem 26.07.2012.
Der Tag an dem mein Sohn eigentlich geboren werden sollte, denn das war sein errechneter Geburtstermin. Nun ist es auch sein Todestag. 


Warum ich darüber blogge? Weil es ein Tabu-Thema ist. Weil viele nicht wissen wie sie damit umgehen sollen. Ich habe es vorher auch nicht gewusst. Und weil ich denjenigen, denen es genauso ging wie mir helfen möchte. Ich möchte ihnen Kraft geben in dieser schweren Zeit. Ihnen zeigen, dass es auch andere gibt, die diesen schweren Weg gehen müssen und dass es besser wird.


Es gibt Tage, an denen geht es mit dem Schmerz und Tage, da überkommt er einen wellenartig und bleibt. Es zerreißt einen in Stücke. Meint man jedenfalls. 


Ich habe das Glück noch einen 2jährigen Sohn zu haben.
Er hält mich aufrecht, gibt mir Kraft, genau wie mein Mann. Aber es gibt viele, die haben noch kein Kind. Auch diesen Eltern möchte ich Mut machen. Und mich selber auch vom Schmerz befreien in dem ich alles "wegschreibe". Das tut gut. Man muss den Schmerz rauslassen, sonst geht man kaputt. 


Man kann nichts ändern. Auch wenn man noch so gerne die Zeit zurückdrehen möchte. Es geht nicht. Die Zeit läuft, die Welt dreht sich weiter. Auch ohne meinen kleinen Engel.


Für mich sitzt er jetzt oben auf einer Wolke und schaut uns zu. Auch wenn es schwer ist ihn loszulassen... Ich muss... Es ist besser für ihn.
Er ist an einem besseren Ort. Einem Ort an dem es ihm gut geht, es ihm an nichts mangelt und er glücklich sein kann. Und doch ist er für immer bei mir in meinem Herzen.


Ich werde immer zwei Kinder haben. Eins an der Hand und eins in meinem Herzen.


Es ist jetzt 10 Tage her, dass ich ihn gehen lassen musste. Die 10 schlimmsten Tage in meinem Leben und einen der schlimmsten habe ich noch vor mir: Die Beerdigung. 


Was genau passiert ist werde ich hier nicht schreiben. Es war alles normal und in Ordnung bis zu jenem Tag. Es kam überraschend und war unerträglich. Das schlimmste, was einer Mutter passieren kann. Man sieht es und will es nicht wahrhaben. Man weiß es und denkt, dass es nicht wahr ist. Man hofft und hofft und hofft... Bis einem gesagt wird, dass das Kind nicht mehr lebt. Wenn die Wahrheit sackt, setzt der Schock ein. 


Man sucht die Schuld, am meisten bei sich selbst. Doch niemand hat Schuld. Sowas passiert einfach. Öfter als wir alle denken, denn plötzlich kommen so viele Frauen auf einen zu und sagen, hey, ich weiß was Du durchmachst, ich habe das hinter mir.... Es wird nur nicht darüber gesprochen. Weil es niemand hören möchte und keiner sagen möchte.
Wer will schon gerne über tote Kinder sprechen? Und doch gehört es zum Leben dazu!


Das Leben ist grausam und gemein. Wenn es Gott gibt, dann zweifelt man jetzt an ihm. Wie kann es ihn geben, wenn er einem das eigene Kind nimmt?