Dienstag, 16. April 2013

Gedanken

Es ist viel mit mir passiert in den letzten Wochen.
Die Antidepressiva schlagen an und ich hätte nie gedacht, dass sie so gut helfen.


Ich bin "normal". Der Schmerz ist noch da und er sitzt auch tief, kommt und geht wie er will, überrascht mich auch noch oft, aber das ist auch gut so. Schlimm wäre, wenn er weg wäre.


Ansonsten bin Ich wieder ICH. Ich kann lachen, Scherze machen, das Leben geniessen, in die Zukunft schauen ohne Angst zu haben. Ich falle nicht mehr in dieses große tiefe Loch. Ich bin so dankbar dafür. In der letzten Zeit war ich so traurig, so mürrisch, so abweisend. Ich habe keine Zukunft gesehen, ich wollte mit niemandem sprechen, wollte allein sein.
Alle um mich herum empfand ich als gemein, ich war neidisch auf das Glück der anderen. Ich habe vergessen wer ich bin und wie ich bin.
All das ist weg. Und das macht mich und alle anderen um mich herum so glücklich.


Ich vermisse Samuel immer noch jeden Tag, jede Minute. Ich weine immer noch oft, weil es so weh tut, dass er nicht hier ist. Und doch kann ich glücklich sein. Das ist ein wichtiger Schritt um weiter zu machen. Natürlich werde auch ich irgendwann wieder einbrechen, aber jetzt weiss ich, dass es Hilfe gibt und dass ich es schaffe wieder aufzustehen.


Mich beschäftigt seit Tagen ein Kommentar unter einem meiner Posts in dem steht, dass es keinen Gott geben kann, wenn er so grausame Dinge tut und es für Schwachsinn gehalten wird an ihn zu glauben.


Ich bin nicht die strengste Christin. Ich geh auch nicht jeden Sonntag in die Kirche oder bete jeden Abend. Ich lebe auch nicht nach den 10 Geboten oder nehme als ganz genau.
Vieles ist in der heutigen Zeit übertrieben und auch altmodisch. Aber manchmal kommen Situationen im Leben, da braucht man einen Halt. Etwas, dass einem Sicherheit gibt, etwas an das man Glauben kann, damit es diese Situationen besser macht.


Der Gedanke daran, dass mein Sohn ein anderes, vielleicht besseres Leben hat an einem anderen Ort hält mich davon ab durchzudrehen. Es hilft mir das alles zu verarbeiten. Das ist MEIN Weg. Natürlich gibt es Menschen, die gar nicht an Gott glauben, die einen anderen Halt haben, an etwas anderes Glauben. Aber auch das tun sie, damit sie etwas haben, dass sie stützt, dass es ihnen leichter macht.


Natürlich habe ich auch am 26.7.2012, an einem Donnerstag, auf diesem Stuhl gesessen und gedacht: Wenn es Gott gibt ist er ein Arschloch. Und ich glaube nicht mehr daran, dass es ihn gibt, wenn so was passiert.
Aber es gibt manchmal Dinge, die sind nicht erklärbar. Wenn ein Arzt vor einem steht und einem sagt, dass alles 9 Monate lang in Ordnung war, kein Fehler von der medizinischen Seite besteht und auch ich alles richtig gemacht habe, und mein Sohn einfach so am plötzliches Kindstod im Mutterleib gestorben ist, dann sucht man das WARUM.
Und man bekommt keine Antwort, also mauschelt man sich etwas zusammen, dass einen beruhigt. Es sollte so sein und es gibt für alles einen Grund.


Manchmal verstehen wir das nicht, warum es so ist, aber für irgendwas ist es gut. Mir hilft es dann zu sagen, Gott weiss wohl warum. Das beruhigt mich, macht es mir einfacher. Und so geht es, denke ich, vielen anderen auch. Das eigene Kind zu verlieren, egal in welchem Alter, ist wahnsinnig schmerzhaft. Es stirbt ein Teil von uns, wir werden anders, wir verschwinden ein bißchen mit und nichts wird wie vorher. Deswegen braucht man etwas an das man glauben kann.....