Montag, 30. September 2013

Taufe mit Tränen.

Am 15. September wurde mein großer Sohn getauft. Er hat es sich so gewünscht und war so stolz, dass er endlich getauft wurde.


Er hat sehr fasziniert den Gottesdienst verfolgt, der nur für unsere Familie und ihn war. Er war die Hauptperson und war mehr als glücklich.


Wir haben uns nach Samuels Tod dafür entschieden Leonard doch noch taufen zu lassen, wenn er es möchte. Und mit 3 Jahren kann man das schon entscheiden. Er weiß genau was das bedeutet und war ganz klar stark dafür. Ich hatte während der ganzen Planung nur Leonard und die Familie im Kopf. Mir war nicht bewusst, was konkret auf MICH zukommt. Ich konnte nicht ahnen welche emotionalen Kämpfe ich ausfechten musste während dieses Gottesdienstes und ich weiß nicht, ob es irgendjemand überhaupt mitbekommen hat, weil ich glaube, ich habe mich ganz gut gehalten. 


Es ging - ganz klar - an diesem Tag nur um Leonard. Und doch saß ich auf dieser Kirchenbank und mir schossen Gedanken in den Kopf. Wie würde Samuel jetzt aussehen? Würde er schon laufen können? Würden wir ihn auch schon taufen lassen? Wie hätte er das Ganze mitgemacht? Wäre er auch so stolz und still und andachtsvoll?


Mir fehlte plötzlich diese kleine Hand, die da sein sollte. Hier in meiner. Diese großen Augen, die mich anschauen sollten, fragend, was da los ist. Diese Fragen und Gedanken, gemischt mit Schmerz, Trauer und dem Orgelspiel war dann doch zwischenzeitlich etwas zu viel.


Die Tränen liefen und es war ein innerer Kampf sie zu stoppen. Ich wollte nicht vor Leonard weinen. Ich wollte nicht, dass er sieht wie ich leide. Also hab ich die Tränen weggewischt und tapfer gelächelt.


Das Ganze habe ich ein paar Tage aufrecht erhalten können. Doch dann war ich alleine. Mein Mann auf Geschäftsreise, Leonard im Kindergarten, meine Mama wieder zu Hause. Ich war nicht in der Lage aufzustehen. Ich habe vor mich hin gelungert, wusste nichts mit mir anzufangen. Wollte eigentlich keinen sehen und hören. Habe mich wieder jeden Tag nur aufgerappelt um ihn vom Kindergarten abzuholen und so zu tun als wäre nichts. Jetzt, langsam, ganz langsam, geht es wieder. Es ist schwer durch dieses Herbstwetter, aber es geht. Ich raffe mich wieder auf und werde "normal". 


Auch nach einem Jahr, und ich glaube egal wie lange es her ist, gibt es Situationen, wo alles, aber wirklich alles wieder hochkommt und einen runterzieht. Es gibt gute Tage, schlechte Tage, gute Wochen und schwere Wochen. Ich kann nie sagen wie es mir geht und was passiert. Manchmal kann sich meine Stimmung innerhalb von Sekunden ändern. Das Wichtigste jedoch ist: Ich gehe weiter. Wenn auch manchmal etwas stockend.