Mittwoch, 30. Januar 2013

Austausch

Ich  bekomme so viele Mails...
Ich schaffe es nicht immer sie direkt zu beantworten.... Deswegen habe ich gerade eine Facebook-Seite gegründet für einen direkten und schnellen Austausch.
Wenn mögt, folgt ihr einfach.


Das ist keine Werbeseite für den Blog oder sonstwas! Ich möchte gerne das Schweigen brechen und anderen Mut machen! Und viele möchten reden und sich austauschen! Das ist dort besser möglich als per email. Natürlich besteht auch dort die Möglichkeit mich privat zu kontaktieren, wenn das einigen lieber ist.

http://www.facebook.com/MeinLebenAlsSternenkindMama



Ein Lebenszeichen von mir

Es ist so lang her, dass ich hier was geschrieben habe. Die Zeit rennt so sehr... Manchmal komme ich immer noch nicht hinterher. 


Ich habe in der Zwischenzeit so viele nette und liebe Nachrichten bekommen, die mir viel Kraft gegeben haben und mir leider auch wieder gezeigt haben, dass es zu viele Sternenkinder gibt.


Ich danke Euch allen für die netten Worte, für die Aufmunterungen, für die Hoffnung, die in Euren Zeilen stand und ich wünsche allen, denen es leider genau so geht wie mir die gleiche Kraft und Hoffnung, die mich vorantreibt.


Es ist wird alles mit der Zeit etwas erträglicher, aber nicht einfacher. Es kommen immer wieder schwere Momente, die einen runterziehen und einsacken lassen. Man lernt damit umzugehen. Weiß, was man dagegen tun kann, aber es gibt auch Tage, da hilft einfach nichts und die Welt ist dann ungerecht, grau und einsam. 


Manchmal muss ich mir selbst noch mal vor Augen halten, dass er wirklich da war, das er gelebt hat und das alles kein Traum war.


Viele schweigen. Sein Name wird nicht genannt während Gesprächen, als wenn er nie existiert hätte.
Dann kommt die große Panikwelle über mich. Die Angst des Vergessens. Ich will ihn nicht vergessen. Ich will nicht, dass andere ihn vergessen.


Die Erinnerung an sein Gesicht verblasst. Es ist 6 Monate her und ich sehe sein Gesicht nur noch verschwommen in meinem Kopf. Manchmal möchte ich einfach schreien "Sagt seinen Namen!!! Samuel hat gelebt!!! Ihr habt es nicht gespürt und gesehen, aber ICH!" Aber das würde nichts bringen ausser einem Heulanfall für mich. Also lass ich es einfach und denke mir meinen Teil. Ob das gesund ist? Weiß ich nicht. Ich kann nicht anders.


Dann kommt der Moment, wo ich ihn sehen MUSS, also sehe ich mir seine Fotos an und seine Hand- und Fussabdrücke, eben das, was mir geblieben ist.
Die heiligen Papiere, die keiner ausser meinem Mann und mir anfassen darf.


Und jedes mal, wenn ich diese schrecklichen Bilder sehe, denke ich als erstes: Das ist NICHT mein Kind! So sah er nicht aus! Dann fällt mir alles wieder ein, die Realität kommt und ich weiss, dass er es ist.
Die Fotos sehen natürlich schlimmer aus als die Wirklichkeit war. Ich denke, fast jeder hier weiß, was ich meine.


In meinem Kopf setzt sich dann zusammen, dass es ihn gab, dass ich seine Bewegungen gefühlt habe, dass er wirklich gelebt hat, aber dass keiner ausser mir, dass je gesehen oder gefühlt hat.
Und wenn dieses Bild sich zusammen setzt mit der Gewissheit, dass ich nie was anderes von ihm haben werde als diese Erinnerung und diese Papiere, dann setzt auch der Schmerz ein. Und wenn dieser wieder verschwindet, dann ist plötzlich alles gut. 


Ich versuche oft diesen Schmerz zu umgehen, denn manchmal kommt er auch einfach so, wenn ich Schwangere sehe, Babys um mich habe, Eltern mit zwei Kindern im gleichen Alter wie meine Beiden.
Oft meide ich solche Situationen, aber das gelingt leider nicht immer, denn ich kann nicht die ganze Welt meiden.


Was ich dann mache? Wenn ich nicht flüchten kann und der Schmerz kommt? Schauspielern. Stärke vortäuschen. Mir geht es dann immer gut, alles ist okay, ich komm mit all dem klar und mein Lächeln bestätigt mich darin. Es zweifelt keiner daran. Meine Fassade bröckelt selten. Ich hätte dafür echt einen Oscar verdient so manches Mal.


Warum ich das mache? Ich baue eine Schutzmauer um mich herum. Purer Selbstschutz. Weil zu viel Schmerz mich weiter zerbrechen lässt. Und die Teile meiner Seele, die ich retten konnte, kleben momentan nur mit ein bißchen Tesa zusammen.


Warum ich sie überhaupt rette? Weil ich eine Mutter bin. Mütter geben nicht auf, Mütter kämpfen. Das ist das, was Samuel gewollt hätte. Das ist das, was mein ältester Sohn will. Das hält mich zusammen und aufrecht.