Montag, 4. Februar 2013

Ein Blick hinter die Fassade

Um den Menschen um mich herum klarzumachen, warum ich momentan so bin wie ich bin, gewähre ich einen kleinen Blick hinter meine Fassade. 


Ich bin oft egoistisch. Das stimmt.
Ich ziehe mich sehr zurück. Ich höre nicht immer zu, auch wenn ich mich sehr bemühe. Vieles interessiert mich nicht mehr und ich mache viele Sachen einfach nicht mehr.
Es gibt Tage, an denen kann ich mich selber nicht ausstehen und das merkt man auch deutlich.


Warum? 
Weil ich Angst habe.


Wovor?
Vor dem Schmerz.


Der Schmerz bei dem Verlust eines Kindes ist mit nichts gleichzusetzen. Es ist ein körperlicher und seelischer Schmerz. Alles tut weh. Das Herz, der Körper, die Seele.
Man kann es sich vorstellen wir ein großes Loch, dass weh tut. Es brennt, es schmerzt unerträglich. Es ist das fehlende Stück und es zerreißt einen förmlich.


Man will sich festhalten, den Körper zusammenhalten, atmen fällt sehr schwer. Es ist eine große Welle, die einen ganz plötzlich mitreißt. Wann sie kommt, weiß man nie. Wenn sie da ist, dann geht einfach nichts mehr. Der Kopf setzt aus, der Köper setzt aus. Man funktioniert irgendwie, wie genau, weiß man nicht.


Einfache Dinge sind plötzlich schwer, ganz schwer. Sie sind nicht machbar. Es geht einfach nicht. Manchmal stehe ich gefühlte Stunden vor einem Schrank, in den ich Geschirr räumen will, aber weiß nicht mehr wie es geht. 


Und da man eben nicht weiss, wann diese Welle des Schmerzes kommt, meidet man viel.


Ich meide bestimmte Menschen, Orte, Lieder, Bücher, Filme. Ich weiß, dass es nicht nett von mir ist Menschen zu meiden, die es gut mit mir meinen. Ich weiß auch, dass ich sie damit verletze. Aber ich kann nicht. Ich kann nicht immer Zeit mit ihnen verbringen. Ich habe Angst. Eine große abgrundtiefe, abartige Angst.


Ich habe Angst, dass der Schmerz mich in ihrem Beisein überrollt. Ich habe Angst vor ihrer Hilflosigkeit mir gegenüber. Angst, dass sie mich leiden sehen, selber leiden und einfach nicht weiter wissen. 


Ich habe Angst um meinen großen Sohn. Jeden Tag. Ich habe Angst, dass auch er mir genommen wird. Ich habe Angst, dass das alles noch mal passiert und dass dieser Schmerz nie aufhört.
Ich habe Angst in der Welle unterzugehen. 


Alles, was ihr von mir seht, mein Lachen, meine Stärke, meine Lebenslust, und die Worte, die ihr von mir hört, die für Euch normal und "gesund" klingen, sind Momentaufnahmen. Es ist meine Fassade. Was hinter meiner Fassade passiert, erfahrt ihr in dem Moment nicht. Weil ich es Euch nicht zeigen werde, weil ich Angst habe.


Es gibt nur ein, zwei Leute, die kurz hinter die Fassade schauen dürfen, wenn ich sie lasse. Und das passiert nicht oft. Weil ich nicht will, das sie leiden. Weil ich sie nicht belasten will. Weil ich ihnen nicht meine Angst auflasten will. Weil sie mir diese nicht nehmen können, egal, was sie sagen oder machen. 


Also seid mir bitte nicht böse, wenn ich egoistisch bin, mich zurückziehe oder manchmal schlecht gelaunt daher komme. Das alles ist mein Schutz. Meine Mauer, meine Fassade.


Irgendwann wird sie bröckeln. Wann, weiß ich nicht....


Und manchmal, da weiß auch ich nicht, wie ich Euch begegnen soll. Soll ich von Samuel erzählen, weil es mir gut tut und Euch damit belasten? Die Geschichte bleibt immer die Gleiche. Es kommt nichts Neues dazu. Sie hat schön angefangen und hat schnell und schrecklich geendet. Wollt ihr das hören? Könnt ihr damit umgehen? Es gibt so viele Auslöser für meine Angst. Ihr wisst nicht welche. Ihr wisst nicht, was ihr dann tun sollt. Wir sind alle irgendwie recht hilflos...
V
erzeiht mir mein Verhalten. Ich bin nicht mehr Ich. Und werde es nie mehr sein. 

Samstag, 2. Februar 2013

Erinnerung & Hoffnung


Das ist das Bild, dass ich für meinen Sohn Samuel gemalt habe, der er uns am 26.7.2012 verlassen hat ohne dass wir ihn je wirklich kennenlernen durften.


Die Eule steht für die Eule, die über ihn an seinem Grab wacht und der Schmetterling steht für Samuel, weil er nur wie ein kleiner Flügelschlag in unserem Leben erschien und für immer fortflog, wir uns aber immer an seine lebendigen Farben erinnern werden.
Die Sonnenblume steht für unsere Hoffnung ihn eines Tages wiederzusehen.


Es mag für viele ein einfaches Bild sein ohne große Kunst oder Talent darin. Für mich ist es das schwerste, das ich je gemalt habe...