Montag, 6. Januar 2014

Das Ende einer merkwürdigen Reise

Wenn ich zurückblicke und mir alles noch mal durchlese und die Erinnerungen durchsehe, dann habe ich eine lange merkwürdige Reise hinter mir. Ich wurde aus einem Leben gerissen, das für mich selbstverständlich war. Mit Dingen und Menschen, die für mich selbstverständlich waren. Ich habe mein Kind verloren und mich selbst, musste von jetzt auf gleich ohne es zu wissen auch um mein Leben kämpfen. Habe mich oft gefragt, ob ich lieber hätte gehen und Samuel hier lassen sollen...


Man sagt der Mensch trauert ein Jahr. Bei mir waren es jetzt exakt 1 Jahr, 5 Monate, 10 Tage, 15 Stunden und 35 Minuten. Das macht 75 Wochen und 528 Tage. Ich trauere immer noch, keine Frage, das wird auch nie aufhören. Jedoch ist es wesentlich besser als noch einem Jahr. 


Ich habe dieses Jahr Weihnachten "geniessen" können, ich habe nicht geweint. Ich habe Silvester richtig feiern können, ich habe nicht geweint. Ich schaue positiv in das neue Jahr. Ich habe neue Ziele, neue Hoffnung. Allerdings keine Pläne, denn die mache ich nicht mehr. 


Ich vermisse Samuel. Jeden einzelnen Tag, jede Nacht. Es wird auch immer Tage und Momente geben an denen es mich einholt und wahnsinnig weh tun wird. Ich habe allerdings akzeptiert, dass er nicht bei uns sein kann/darf/soll, wie auch immer. Ich habe ihn losgelassen, wie man so schön sagt. In seine Welt, in die ich, wir alle, nicht gehören. Natürlich tut es weh, das zu sagen und es macht mich traurig. Trotzdem ist es so.


Und damit bin ich am Ende dieses Tagebuches hier. Vorerst. Ich lasse es online, weil es so viele gibt, die Mut fassen durch meine Worte, die sich verstanden fühlen, denen es hilft das zu lesen, was sie denken. Das ist immer das, was ich damit erreichen wollte und das habe ich geschafft. Das macht mich glücklich. Zu sehen, dass es anderen dadurch ein Stück besser geht, sie den gleichen Weg gehen müssen, jedoch etwas vorbereiteter sind, manches vielleicht anders angehen können.


Wie viele gemerkt haben bin ich immer irgendwie zu erreichen. Ich antworte nicht sofort auf jede Email, ich bemühe mich aber es zu tun, auch wenn es manchmal länger dauert. Ich bin über Facebook sehr gut zu erreichen, dort haben sich viele von Euch bei mir gemeldet und ich habe wieder einmal gesehen, wie viele es von uns gibt und wie viele "Neue" dazukommen.
Wer weiß, vielleicht geht es hier eines Tages weiter mit einer erneuten Schwangerschaft? Ich weiß es nicht. 


Bleibt stark, seid mutig, geht Euren Weg. Es ist schwer und oft steht man ganz nah am Abgrund, aber es geht weiter. Es gibt immer eine kleine Brücke, auch wenn sie manchmal einbricht und repariert werden muss. Es gibt auch immer ein paar Menschen, die einem die Hand reichen oder einen Stück des Weges tragen. Ihr müsst sie nur lassen. Ihr seid nicht allein. Keiner von uns ist allein.


Ihr müsst Euer Leben neu ordnen, neu aufbauen und noch ein paar mal umstrukturieren, aber dann seid ihr ein neuer Mensch mit alten Zügen und ihr werdet sehen, das Leben lohnt sich wieder und hat einen Sinn. 


Ihr müsst Euch selbst gegenüber nur ehrlich sein und reden. Fresst nichts in Euch hinein, schluckt nicht alles runter. Öffnet Euch denen, die wirklich helfen wollen. Macht Euch niemals was vor und überspielt nicht alles. Wer weiß besser als ich, dass das verdammt schwer ist? Ich habe es geschafft, ihr schafft es auch.


Alles Gute, ganz viel Kraft und noch mehr Liebe.